Als Mensch stehen wir im wahrsten Sinne des Wortes zwischen zwei uns bestimmenden Kräften: Der Erdanziehung (Gravitation) und der dieser entgegengesetzt wirkenden Aufrichtung (Levitation).
Die Schwerkraft ist eine gestaltende und ordnende Kraft auf unserer Erde - alles richtet seinen Schwerpunkt nach ihr aus. Sie ist die Quelle unserer Verwurzelung mit der Erde - als „schwere Kraft“ zieht sie uns nach unten und verbindet uns mit unserer „Mutter Erde“ - wir fühlen uns „ge-erdet", „verlieren nicht den Boden unter den Füßen", sind demzufolge „nicht abgehoben" und dabei doch aufgerichtet.
Wir sind also von der Gravitation gehalten und von der aufsteigenden „Gegenkraft" gestützt. Eine natürliche, an diesen Kräften orientierte Aufrichtung geschieht wie von selbst, und der Körper fühlt sich leicht und beweglich an, die eigene Mittellinie ist präsent und spürbar, „man ruht in sich“.
Die Schwerkraft hat essentiellen Einfluss auf unsere Bewegung und damit unser Leben - sie ist eine formende Kraft auf unserem Planeten und für unseren Körper*. Wir bewegen uns und lernen, wie sich unsere Bewegungen im Raum und die Ergebnisse von Bewegung mit eben genau unserem Gewicht und dieser Schwerkraft anfühlen**. Einmal als unterbewusste Bewegungsmuster verinnerlicht, tun wir dies dann, ohne im Weiteren darüber nachdenken zu müssen. Eine Verwurzelung über die Gravitationskraft in die Erde ist von großer Bedeutung, denn ohne Verwurzelung ist ein permanentes, unterschwelliges Gefühl des Fallens vorhanden. Es werden dann sogenannte fallverhindernde Gegenspannungen benötigt, die wir die ganze Zeit kräftezehrend mit uns tragen.
Um die Schwerkraft zu überwinden und um aufrecht zu stehen, braucht es eine entgegen gerichtete Kraft: Die Kraft der Aufrichtung (Levitation). Diese kann aus zwei Blickpunkten betrachtet werden:
Da Gravitation eine permanente, festhaltende und (erd-)anziehende Kraft ist, müssen wir uns quasi im Widerstand dazu aufrichten und bewegen. So kommt es zur Ausbildung unserer Knochen und Muskeln. Die stete Überwindung des unmerklichen Widerstandes lässt unsere Knochen kräftiger und unsere Muskeln stärker werden, wir sind im wahrsten Sinn des Wortes an und mit der Gravitation gewachsen.
Die Erfahrung u.a. in den Bewegungskünsten sowie auch neuere Forschungen zeigen zudem, dass je mehr wir in der Mitte stehen und unser Körper bzw. unsere Lotlinie mit der Schwerkraft harmonisieren, desto mehr und mehr entspannen und öffnen wir „im ganzen System“. Verkrampfungen lösen sich, und unsere Energie kann „freier fließen“. Dieses freie Fließen können wir als eine „schwere Fülle" spüren, die nach unten (heraus) strömt, und gleichzeitig können wir eine leichte Kraft als eine „leichte Fülle" spüren, die aufsteigt.
* Durch ihre permanente Wirkung musste sich alles Leben seit Anbeginn an nach ihr orientieren - Schwerkraft ist daher tief in unserem Körper und auch den Genen verankert.
** Wir nehmen unser Gewicht und Gravitation als gegeben an. Befänden wir uns jedoch in Schwerelosigkeit und würden unseren Sehsinn ausschalten, würden wir die Wahrnehmung dafür, wo unsere Gliedmaßen im Raum sind, kurzfristig „verlieren" ... ein klein wenig lässt sich dies in sogenannten Floating Tanks simulieren, wo wir in circa 37 Grad warmem Salzwasser liegen bzw. eben schweben.